Woelki: Militärische Notwehr ist als letztes Mittel gerechtfertigt

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Notwehr als letztes Mittel in einem „gerechtfertigten Krieg“ bezeichnet. In einem Gottesdienst mit Soldaten der Bundeswehr sagte Woelki am Donnerstag im Kölner Dom, Waffen seien am Ende keine Lösung, aber: „Notwehr ist im letzten deshalb gerechtfertigt, weil ohne sie möglicherweise der Terror oder die Despotie das Regiment übernehmen, eine legitime staatliche Gewalt ersetzen und Unheil über die Menschen bringen würden.“

Diese „Notwehr mit militärischen Mitteln“ sei aber lediglich ein Abwehrrecht, kein positives Recht oder gar eine moralische Pflicht zur Selbstverteidigung mit allen Mitteln, betonte der Erzbischof. Ziel eines „gerechtfertigten Krieges“ sei immer der gerechte Friede.

Kardinal Woelki bezog sich in seiner Predigt zum katholischen Weltfriedenstag auf den Kirchenvater Augustinus, der im 4. Jahrhundert die „Lehre vom gerechten Krieg“ entwickelt hat. Der Erzbischof schränkte ein: „Gerecht kann nur der Friede, nie der Krieg sein.“ Ein solcher Friede sei immer auch ein Geschenk, das Geschenk der Soldatinnen und Soldaten „an unser Volk und an alle Menschen, die guten Willens sind“. Dafür bedankte er sich bei der Bundeswehr.

Der Gottesdienst wurde begleitet von einer Mahnwache von Kölner Friedensgruppen vor dem Dom. „Wir sehen das sehr kritisch, dass zum Weltfriedenstag der katholischen Kirche ausgerechnet Soldaten in Uniform zum Gottesdienst eingeladen werden“, sagte Stefanie Intveen von der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie wandte sich gegen eine „Verharmlosung der deutschen Aufrüstungs- und Kriegspolitik“ durch die Kirche. Statt Töten im Krieg als Notwehr zu rechtfertigen, sollte Kardinal Woelki vielmehr zu ernsthaften Anstrengungen aufrufen, die Friedensfähigkeit Deutschlands zu stärken.

Der Gottesdienst im Dom fand in Anwesenheit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum (Düsseldorf) und der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker statt. Papst Franziskus hat den Weltfriedenstag 2024 unter das Motto „Künstliche Intelligenz und Frieden“ gestellt.