WHO-Chef Tedros beschuldigt eigene Regierung in Tigray-Konflikt

Genf (epd). Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat im Tigray-Konflikt der Regierung seines Heimatlandes Äthiopien schwere Vorwürfe gemacht. Die Zentralregierung in Addis Abeba verweigere der WHO den Zugang zu notleidenden Menschen in der umkämpften Region Tigray, sagte Tedros am Mittwoch in Genf.

Die Organisation könne somit keine der dringend gebrauchten Medikamente und medizinischen Ausrüstungen in die nördliche Region liefern, erklärte Tedros, der selbst aus Tigray stammt. Die Regierung unter Premierminister Abiy Ahmed erlaube der WHO keine Transporte. Die sieben Millionen Menschen in Tigray seien auch von Lieferungen von Lebensmitteln und anderen humanitären Gütern abgeschnitten, zudem existierten keine Telefon- und Internetverbindungen mit der Außenwelt.

Die hungernden Kinder, Frauen und Männer litten ebenso unter unsäglicher Gewalt, täglich müssten sie tödliche Drohnen-Angriffe erdulden, sagte er. Es sei furchtbar, dass eine Regierung ihrem eigenen Volk die Medizin und die Lebensmittel zum Überleben verwehre. In Tigray tobt seit Ende 2020 ein blutiger Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF).

Die TPLF kontrollierte früher die Zentralregierung Äthiopiens, Tedros diente unter der Bewegung als Minister in der damaligen Regierung. Die aktuelle Regierung in Addis Abeba und die TPLF sind verfeindet.