UN: In Rafah droht Katastrophe "jenseits aller Vorstellungskraft"

Der drohende Angriff der israelischen Armee auf Rafah im Gaza-Streifen könnte laut den UN verheerende humanitäre Folgen für die Menschen haben. Rund 1,5 Millionen Kinder, Frauen und Männer sind dort zusammengepfercht.

Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben eindringlich vor den Folgen einer israelischen Militäroffensive für die Zivilisten in Rafah im südlichen Gaza-Streifen gewarnt. Es drohe eine humanitäre Katastrophe „jenseits aller Vorstellungskraft“, erklärte Rik Peeperkorn, der Repräsentant der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den palästinensischen Gebieten, am Mittwoch während einer Videokonferenz in Genf.

Peeperkorn wies darauf hin, dass 1,5 Millionen Gaza-Bewohner im Bezirk Rafah in behelfsmäßigen Zelten und UN-Unterkünften zusammengepfercht seien. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, die Menschen in Rafah hätten den Tod vor Augen. Sie hätten kaum zu essen, keinen Platz zum Schlafen und keinen sicheren Ort, an den sie sich flüchten könnten.

Humanitäre Hilfe sei ohnehin schon kaum noch zu leisten, betonte Griffiths. Eine Militäroffensive in Rafah könnte die humanitären Operationen nun an die „Schwelle des Todes“ bringen. Der WHO-Mediziner Peeperkorn beschrieb die wenigen, nur teilweise funktionierenden Krankenhäuser in Rafah als „völlig überlastet, überfüllt und unterversorgt“.

Viele Palästinenserinnen und Palästinenser sind den UN zufolge aus anderen Teilen des Gaza-Streifens vor der israelischen Armee nach Rafah im Süden geflohen. Israel hat angekündigt, auch in Rafah einzumarschieren, um dort versteckte Hamas-Anführer aufzuspüren und die Strukturen der Terroristen-Gruppe zu zerstören.

Die Militäroffensive im Gaza-Streifen ist eine Reaktion auf den Terroranschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 verschleppt wurden. Nach UN-Angaben, die sich auf Zahlen des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums berufen, sind seither mehr als 100.000 Zivilistinnen und Zivilisten verletzt oder getötet worden oder werden vermisst.