UN-Chefs warnen vor katastrophalen Folgen des Gaza-Zahlungsstopps

Ein Großteil der Menschen im Gaza-Streifen ist auf Hilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen fürchten unermessliches Leid angesichts von internationalen Zahlungsstopps an das Hilfswerk UNRWA, dem Israel Verwicklung in Terroraktivitäten vorwirft.

Genf (epd). Die Chefs von UN-Hilfsorganisationen haben vor katastrophalen Folgen des Zahlungsstopps für das Palästinenserhilfswerk UNRWA gewarnt. Die Regierungen müssten die Aussetzung der Finanzüberweisungen überdenken, betonten Nothilfekoordinator Martin Griffiths und weitere Repräsentanten in einer Erklärung, die in der Nacht zum Mittwoch in Genf verbreitet wurde.

Nur das UNRWA, die größte humanitäre Organisation im Gaza-Streifen, könne die dringend benötigte Unterstützung für 2,2 Millionen Menschen in dem umkämpften Gebiet leisten. Das UNRWA habe Lebensmittel, Unterkünfte und Schutz bereitgestellt, selbst als eigene Mitarbeiter vertrieben und getötet worden seien, erklärten die UN-Chefs.

Die beiden größten Geberstaaten des Hilfswerks, die USA und Deutschland, sowie weitere Länder haben mit einem Zahlungsstopp auf Terrorismus-Vorwürfe gegen UNRWA-Mitarbeiter reagiert. Israel beschuldigt UNRWA-Beschäftigte, an dem Überfall am 7. Oktober auf den jüdischen Staat beteiligt gewesen zu sein.

Zu den Unterzeichen des Appells gehören die Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms, Cindy McCain, sowie Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten wurde 1949 gegründet und beschäftigt rund 30.000 Mitarbeiter.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) geht nicht von einer dauerhaften Einstellung der Hilfszahlungen aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir bei dem Leid und der Not, die da gerade in dieser Region ist, nicht mehr unterstützen“, sagte sie am Mittwoch in der Sendung „Frühstart“ im Fernsender RTL/N-TV. „Wir werden da helfen müssen.“ Das Flüchtlingshilfswerk habe ein Problem, das aufgearbeitet werden müsse. Organisationen wie die Hamas dürften nicht über UN-Gelder unterstützt werden, unterstrich die Ministerin.

Trotzdem sei das UN-Flüchtlingswerk die Organisation, die im Nahost-Konflikt vor Ort Hilfe leiste. Die Menschen bräuchten Wasser und Lebensmittel, das müsse genau abgewogen werden. „Wir haben keine anderen Strukturen, die da gerade unterstützen können“, sagte Schulze. „Längerfristig muss sich dieses Hilfswerk aber verändern, da geht gar nichts drumherum.“

Nach dem Terrorangriff am 7. Oktober startete Israel eine Offensive gegen die militante Hamas im Gaza-Streifen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bereits mehr als 26.000 Menschen in dem palästinensischen Gebiet getötet. Ein Großteil der Einwohner ist auf der Flucht und dringend auf Hilfe angewiesen.