Theologe Drewermann ruft Christen zu mehr Engagement für Frieden auf

Frankfurt a.M. (epd). Der katholische Theologe und Publizist Eugen Drewermann hat die Christen dazu aufgerufen, sich stärker für den Erhalt des Friedens einzusetzen. Sie trügen den "Frieden des Heiligen Abends" in den Herzen, sagte Drewermann am Samstag in Frankfurt am Main bei einem gemeinsamen Studientag der hessen-nassauischen Kirchenleitung und der Kirchensynode. Das Motto der Tagung war "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens".  

Drewermann wandte sich gegen eine Logik der Angst, die der "Furie des Kriegs" immer bessere Panzer und Kampfdrohnen entgegensetzen und damit Frieden schaffen wolle. "Maximales Drohpotential" werde auf diese Weise mit Frieden verwechselt. Nach dieser Logik sei Sicherheit erst möglich, "wenn wir die ganze Welt vernichtet haben", sagte Drewermann. 

Der Theologe erinnerte an die Erkenntnis des Reformators Martin Luther (1483-1546) von der Güte Gottes. Demnach könnten sich die Menschen selbst akzeptieren und sich infolgedessen friedlich zusammenzuschließen. Die biblische Friedensbotschaft könne den Weg zu einer friedlicheren Welt neu ebnen. Sie richte den Blick nicht auf andere Menschen mit dem Hintergedanken, sie zu übertrumpfen. Die Botschaft Jesu lasse sich auch zusammenfassen mit den Worten "das ganze Leben ist Abrüstung", sagte Drewermann.

Die Geschäftsführerin des Internationalen Christlichen Friedensdienstes Eirene mit Sitz in Neuwied, Anthea Bethge, forderte, bei Konflikten regionale Kräfte zu unterstützen, die für friedliche Lösungsstrategien eintreten. Strategien für eine gemeinsame und zivile Konfliktbearbeitung müssten gestärkt werden.

Der Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, kritisierte ein zunehmendes Interesse an "Kriegen in der Ferne". Das biblische Motto des Studientages "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" sei angesichts des anwachsenden "Kriegsgeschreis" in der weltweiten Politik geradezu provokativ.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hob die gesellschaftspolitische Dimension des Glaubens hervor. ?Wir lassen uns dabei nicht von denen beirren, die in der Kirche gerne fromm die Augen aufschlagen möchten und meinen, Kirche dürfe nicht politisch reden", sagte Jung in einem geistlichen Impuls.

Die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf erinnerte an die Entstehung des Studientags aus der Mitte der Synode heraus. Delegierte hatten gefordert, angesichts der "politischen Großwetterlage" das Thema Friedenethik weiter im Blick zu behalten. Auf der kommenden hessen-nassauischen Kirchensynode vom 28. November bis 1. Dezember soll die Diskussion über die Herausforderungen in der Friedensethik fortgesetzt werden.