Terre des hommes kritisiert Werbung der Bundeswehr zum Girlsday

Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat die Werbekampagne der Bundeswehr zum sogenannten Girlsday und die Werbepraktiken der Bundeswehr insgesamt scharf kritisiert. Seit Abschaffung der Wehrpflicht betreibe sie "irreführende Reklame", um Jugendliche für den Wehrdienst zu gewinnen, sagte am Donnerstag Albert Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes. "Stets wird suggeriert, dass es dabei um Spaß und Abenteuer geht. Dass Soldaten bei Kriegseinsätzen hohen Risiken ausgesetzt sind und dabei unter Umständen Menschen töten müssen, wird nicht thematisiert."

Für den bundesweit einmal jährlich stattfindenden Girlsday, bei dem Mädchen ab zehn Jahren für einen Tag einen eher männlich dominierten Beruf kennenlernen können, werbe die Bundeswehr in verharmlosender Art und Weise, betonte Recknagel. In einem Werbespot zermalme eine Panzerfahrerin cool und lässig einen Kleinwagen, der von einem Mann auf einem Frauenparkplatz abgestellt wurde. "Dies verletzt die Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention und die besonderen Schutzpflichten des Staates gegenüber allen unter 18-Jährigen."

Zudem rekrutiere die Bundeswehr immer mehr Minderjährige als Soldaten. 2017 seien es 2.128 gewesen, darunter 448 Mädchen, so viele wie nie zuvor. Dabei gebe es massive Probleme in der Ausbildung junger Rekruten, wie sexueller Missbrauch, entwürdigende Aufnahmerituale sowie Verletzte und Tote infolge von Fehlern von Ausbildern bei Übungen. Dennoch werde die Rekrutierung und Werbung von Minderjährigen weiter ausgebaut, kritisierte Albert Recknagel. "Das ist skandalös, denn es wird in Kauf genommen, dass es auch künftig minderjährige Opfer geben wird."

Terre des hommes fordert, dass sich die Bundeswehr bei ihrer Nachwuchswerbung und Rekrutierung von Soldaten auf Erwachsene beschränkt. Das verlange auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die Kinderkommission des Bundestages. Nur wenige Länder rekrutierten noch Minderjährige als Soldaten, mehr als drei Viertel aller Länder weltweit halten sich an den sogenannten 18-Jahres-Standard.