Taliban lehnen direkte Verhandlungen mit afghanischer Regierung ab

Dubai/Kabul (epd). Rückschlag bei den Friedensgesprächen in Afghanistan: Die aufständischen Taliban haben am Sonntag direkte Verhandlungen mit der Regierung in Kabul abgelehnt. Wie der Sender Tolo TV berichtete, widersprachen die Taliban einer Darstellung der Regierung, dass in den kommenden zwei Wochen eine direkte Verhandlungsrunde zwischen den Aufständischen und Regierungsvertretern in einer europäischen Hauptstadt geplant sei.

Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid erklärte, Verhandlungen zwischen Regierung und Taliban könne es erst geben, wenn die USA einen Zeitplan für den Abzug ihrer Truppen vom Hindukusch bekanntgegeben hätten. Im Moment könne die Regierung in Kabul bei Verhandlungen zwar teilnehmen, aber nicht als Verhandlungspartner auftreten. Zuvor hatte der US-amerikanische Sonderbeauftragte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, erklärt, dass Gespräche zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul erst stattfinden würden, wenn die USA ein eigenes Abkommen mit den Taliban geschlossen habe.

Anfang Juli war eine Vereinbarung der Taliban zur politischen Zukunft Afghanistans als Durchbruch zur Beilegung des 18-jährigen Konflikts gefeiert worden. Eine Delegation der Aufständischen hatte sich im Wüstenemirat Katar dazu verpflichteten, keine Zivilisten mehr zu töten und versichert, dass die afghanischen Frauen auch in Zukunft fundamentale Rechte im politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben "im Einklang mit den islamischen Werten" ausüben dürften. Doch schon kurz darauf hatte es wieder zahlreiche schwere Anschläge in Afghanistan gegeben, bei denen auch Zivilisten getötet wurden. Bei dem fast 18-jährige Konflikt am Hindukusch sind im vergangenen Jahr 3.804 Zivilisten ums Leben gekommen.