"Tag des Terrors" in Myanmar

Frankfurt a.M./Yangon (epd). In Myanmar ist die Gewalt knapp acht Wochen nach dem Putsch in einem neuen Ausmaß eskaliert. Am Samstag seien bei Protesten landesweit mindestens 59 Menschen in verschiedenen Städten und Regionen getötet worden, berichtete das Medium "Irrawaddy News". Darunter seien auch mindestens vier Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 15 Jahren gewesen. 

Das Nachrichtenportal "Myanmar Now" sprach sogar von mindestens 91 Toten in 40 Städten bis zum späten Nachmittag. Die Vertretung der Vereinten Nationen in dem südostasiatischen Land und die Europäische Union zeigten sich entsetzt. Die UN sprachen vom "blutigsten Tag" seit dem Staatsstreich. Die EU kritisierte diesen als "Tag des Terrors und der Schande".

"Die Gewalt ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören", heißt es der UN-Erklärung. Auch müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ähnliche Kritik kam von der EU: Die Tötung unbewaffneter Zivilisten, einschließlich Kinder, sei nicht zu rechtfertigen. Die Gewalt müsse sofort beendet und die Demokratie wiederhergestellt werden. Die USA, Großbritannien sowie die EU haben bereits neue Sanktionen gegen Verantwortliche in Myanmar verhängt. 

Zuvor hatte die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" (AAPP) bis einschließlich Freitagabend bereits 328 Tote bei Protesten seit dem Militärputsch vom 1. Februar gemeldet. Mehr als 3.000 Menschen wurden demnach festgenommen. Am Samstag hatten Aktivistinnen und Aktivisten anlässlich des "Tages der Streitkräfte" zu neuen Massendemonstrationen gegen das Militärregime aufgerufen.   

Mit einer Parade erinnert Myanmars Armee jedes Jahr am 27. März an den Beginn des Aufstands gegen die japanischen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs. Medienberichten zufolge schickten acht Länder zu diesem Anlass Repräsentanten in die Hauptstadt Naypyidaw, darunter Russland, China, Indien und Thailand. Menschenrechtler verurteilten das brutale Vorgehen des Militärs erneut scharf. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt.   

In einer Fernsehansprache verteidigte Juntachef Min Aung Hlaing den Putsch mit der Begründung, die Demokratie schützen zu wollen. Auch solle es in absehbarer Zukunft Wahlen geben. Einen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht. Zuvor hatte das Militärregime der Bevölkerung aufs Neue damit gedroht, dass Demonstranten in Kopf und Rücken geschossen werden könne.

Menschenrechtler äußerten sich entsetzt. "Dies ist ein Tag des Leidens und der Trauer für das Volk, das für die Arroganz und Gier der Militärs wiederholt mit dem Leben bezahlen muss", kritisierte der Vize-Asienchef von "Human Rights Watch", Phil Robertson. Für die Tragödie der modernen Geschichte Myanmars sei die Herrschaft aufeinanderfolgender Militärmachthaber verantwortlich. Diese hätten die Menschenrechte verletzt, die Wirtschaft geplündert und das Land in einem ewigen Bürgerkrieg gespalten.