Misereor: Unvorstellbare Not in Afghanistan

Aachen (epd). Dieser Winter ist für die Menschen in Afghanistan nach Einschätzung von internationalen Helfern einer der schlimmsten der vergangenen zwei Jahrzehnte. „Die Not ist unvorstellbar, alle Nahrungsmittel-Reserven sind aufgebraucht“, erklärte das katholische Hilfswerk Misereor am Mittwoch unter Bezug auf Berichte von Partnerorganisationen vor Ort. „Die Menschen hungern und frieren.“ Dabei habe der Winter erst begonnen.

Aufgrund von jahrzehntelangem Krieg und Gewalt, Dürren und Überschwemmungen sei die wirtschaftliche Lage für die Menschen im gesamten Land katastrophal, betonte Misereor. Der Abzug der Nato-Truppen und die Machtübernahme durch die Taliban im August hätten die Not noch einmal dramatisch verschärft.

„Viele Familien haben ihr restliches Hab und Gut verkauft, um Geld für Lebensmittel und Heizmaterial zu bekommen“, erklärte Anna Dirksmeier, Afghanistan-Länderreferentin von Misereor. Die Menschen könnten sich weder eine medizinische Behandlung noch sauberes Wasser leisten. Aktuell hätten mehr als 90 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu Essen, führte das Hilfswerk weiter aus. Über drei Millionen Kinder unter fünf Jahren litten an akuter Mangelernährung.

Es dürfe nicht zugelassen werden, dass die Bemühungen um Bildung und Menschenrechte der letzten Jahrzehnte zunichte gemacht würden, forderte Dirksmeier. Neben akuter humanitärer Hilfe müsse die Bundesregierung auch langfristig zum Strukturaufbau in dem kriegszerstörten Land betragen und die Zivilgesellschaft und ihre Rechte in Verhandlungen mit den Taliban stärken. Auch müssten weitere geflüchtete Afghaninnen und Afghanen in Deutschland aufgenommen und Familienzusammenführung erleichtert werden.