Militärbischof Rink: Manche alte Freunde empfinden mich als Verräter

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink stößt nach eigenen Worten wegen seiner Tätigkeit innerhalb seiner Kirche immer wieder auf Kritik. Er gehe aber stets "in die Höhle des Löwen" und diskutiere mit seinen Kritikern, sagte er am Donnerstag bei der Vorstellung seines Buchs "Können Kriege gerecht sein?". Wenn er in Berlin Predigten halte, gingen die Auseinandersetzungen zum Teil quer durch den Kirchenvorstand. 

Der 1960 in Frankfurt am Main geborene Rink ist seit fünf Jahren der erste hauptamtliche Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Militärbischof mit Sitz in Berlin leitet die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr und hat die kirchliche Dienstaufsicht über die Militärpfarrer.

In seinem Buch beschreibt Rink seinen Weg vom Fundamentalpazifisten zum Militärbischof. "Es gab eine Zeit, da habe auch ich jenen absoluten Standpunkt vertreten, Kirche und Militär hätten sich zueinander wie Feuer und Wasser zu verhalten", sagte der Theologe. Mit dem Bibelwort "Schwerter zu Pflugscharen" habe er vollständige und absolute Abrüstung gefordert. 

Heute denke er, "dass rechtserhaltende Gewalt unter äußersten Umständen, als Ultima Ratio, gerechtfertigt sein kann - niemals als Frieden bringende Lösung, sondern lediglich, um die Bedingung der Möglichkeit von Frieden zu schaffen". Mit dieser Haltung mache er sich in Kirchenkreisen angreifbar. "Teilweise empfinden mich meine alten Freunde richtiggehend als Verräter", schreibt er. 

Rink äußerte bei der Buchvorstellung sein Bedauern darüber, dass deutsche Soldaten als Individuen nicht den Respekt und die Anerkennung bekämen, die sie für ihre Aufgaben verdienten. Das finde er nicht fair. Aufgrund seiner Erfahrungen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr wisse er, was es bedeutet, wenn es kein klares Gewaltmonopol des Staates gebe. Die deutsche Gesellschaft lebe nur deshalb so wohlbehütet, weil das Gewaltmonopol nach innen und außen gesichert sei. 

In seiner Einleitung schreibt Rink: "Wir sind in unserer Gesellschaft Meister der Ausblendung." Mit Tod und Krankheit wolle man möglichst nichts zu tun haben. "Genauso wenig mit Gewalt und Krieg, weswegen uns die Polizei nicht ganz geheuer ist und erst recht nicht das Militär."