"Menschen motivieren, sich für den Frieden zu engagieren"

München/Karlsruhe (epd). Bei der Internationalen Münchner Friedenskonferenz (17. bis 19. Februar) geht es um Friedensethik und den Protest gegen Krieg und Rüstungsexporte. Die Veranstaltung versteht sich als Alternativveranstaltung zur zeitgleich stattfindenden Münchner Sicherheitskonferenz. Einer der Referenten ist Stefan Maaß, Friedensbeauftragter der badischen evangelischen Landeskirche.

epd: Resultat der Friedenskonferenz 2016 war das Manifest "Schutz der Menschenrechte durch Prävention". Was kann es bewegen?

Stefan Maaß: Das Manifest enthält einige Themen, die auch in der EKD-Friedensdenkschrift von 2007 benannt werden. Somit erhoffen wir uns mehr Kooperation mit den Kirchen. Gemeinsamkeiten gibt es bei den Fragen von ziviler Konfliktarbeit, präventiver Diplomatie und präventiver Wirtschaftspolitik. Beim Thema Rüstungsexporte ist die EKD-Position nicht ganz eindeutig. Allerdings glaube ich, dass viele Landeskirchen die Position der Friedenskonferenz, Rüstungsexporte zu stoppen, auch mittragen würden. Die große Frage bleibt, wie wir Menschen motivieren, sich für den Frieden zu engagieren. Wie können sie ihre Sorge in ein konstruktives Engagement umsetzen?

epd: Sie betreuen in Ihrer Landeskirche den Prozess "Kirche des gerechten Friedens werden". Wie schaut dieser Prozess konkret aus?

Stefan Maaß: 2013 war klar: Die badische Landessynode will kein weiteres Papier für die Schublade beschließen, sondern als Kirche Verantwortung übernehmen. Deshalb gibt es jetzt eine Projektstelle, die den Zivilen Friedensdienst bekannter machen soll. Der friedensethische Beschluss der Landeskirche Baden von 2013 "Mittelfristig ist der Export von Kriegswaffen einzustellen" führte zu einer weiteren Projektstelle. Derzeit entwirft eine Arbeitsgruppe ein Szenario zum Ausstieg aus der militärischen Friedenssicherung.

epd: Gerade hat die Forschungsstelle Evangelische Studiengemeinschaft Heidelberg ihre Untersuchung Studie "Just Policing" vorgestellt. Worum geht es?

Stefan Maaß: Die Studie "Just policing", also "gerechtes polizeiliches Handeln", beschreibt die Realität von Polizei- und Militäreinsätzen. Dabei wird klar, dass sich die Grenzen zunehmend verwischen: Polizeikräfte sind zunehmend mit militärischer Ausrüstung ausgestattet, und das Militär übernimmt öfter klar polizeiliche Aufgaben. Am Beispiel von Afghanistan wurde untersucht, welche Wirkungen die beiden Ansätze haben. Das Ergebnis ist ernüchternd: Militärische Intervention haben nicht den gewünschten Erfolg; doch auch die Möglichkeiten mit polizeilichen Mitteln sind sehr begrenzt. So wird in Afghanistan Polizei negativ gesehen, da sie in der Regel mit Korruption gleichgesetzt wird. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass man "Just policing" nur präventiv entwickeln kann.