Kriegsparteien im Jemen zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgefordert

Berlin (epd). "Ärzte ohne Grenzen" hat zum Auftakt der Gespräche zum Jemen-Konflikt in Schweden alle Kriegsparteien aufgefordert, das Leid der Bevölkerung zu lindern. Zudem müsse der Schutz von Krankenhäusern und Gesundheitspersonal gewährleistet sein, erklärte die Nothilfeorganisation am Donnerstag in Berlin. "Geld allein ist nicht genug. Wir brauchen sowohl Zugang für humanitäre Helfer, um die Bedürftigsten zu erreichen, als auch Zugang der Bevölkerung zu den Gesundheitseinrichtungen", sagte Jana Brandt von "Ärzte ohne Grenzen".

Zivilisten zahlten in dem Konflikt den höchsten Preis. Sie würden durch schwere Luftangriffe, besonders im Norden des Jemen, verletzt und getötet. Oder würden zum Opfer von Bodenkämpfen an mehreren Frontlinien. Die begrenzte Anzahl funktionsfähiger Krankenhäuser und das Fehlen von medizinischem Personal und Medikamenten seien ein zusätzliches Risiko für Tausende Menschen, warnte die Hilfsorganisation. Laut dem Roten Kreuz haben etwa 15 Millionen Jemeniten keinen Zugang zu einfachster medizinischer Versorgung, da mehr als die Hälfte aller Gesundheitseinrichtungen nicht mehr funktionsfähig, beschädigt oder zerstört sind.

In den ersten zwei Novemberwochen hätten Teams von "Ärzte ohne Grenzen" im Jemen 510 Patienten mit Kriegswunden behandelt. Viele Verwundete seien so spät in Kliniken gekommen, dass sie nicht mehr hätten gerettet werden können. Aber auch Schwangere mit Komplikationen schafften es oft nicht rechtzeitig in die wenigen noch funktionierenden Hospitäler. Zudem seien Cholera, Diphtherie und Masern ausgebrochen, die vor allem Kleinkinder gefährdeten.

Die Vereinten Nationen beklagten kürzlich eine katastrophale Ernährungslage im Jemen. 14 Millionen Menschen müssten mit Essensrationen versorgt werden, die Hälfte der Bevölkerung. Etwa drei Millionen Frauen und Kinder gelten laut dem Roten Kreuz als akut unterernährt.

Im Jemen kämpfen die Regierung und eine Militärkoalition unter Führung von Saudi-Arabien gegen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. In dem Krieg wurden seit 2015 nach UN-Angaben Tausende Zivilisten getötet und mehr als 10.000 verletzt. UN-Ermittler werfen allen Konfliktparteien Kriegsverbrechen vor.