Kirchliche Atomgegner fordern in Büchel Abschaffung der Nuklearwaffen

Warnung vor atomarer Eskalation angesichts des Ukraine-Krieges: Am einzigen Atomwaffenstandort in Deutschland dringen Christen bei einem Aktionstag auf atomare Abrüstung. Die Freund-Feind-Logik müsse überwunden werden.

Büchel, Speyer (epd). Vertreter der christlichen Friedensbewegung haben am Samstag am Luftwaffenstützpunkt Büchel in der Eifel für eine atomwaffenfreie Welt geworben. Vor dem Haupttor des Fliegerhorsts feierten etwa 120 Christinnen und Christen aus evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung pax christi bei heißem Sommerwetter unter freiem Himmel einen ökumenischen Gottesdienst. Der Aktionstag mit Vorträgen, Grußworten und einem Kulturprogramm stand unter dem Motto „Wende zum Frieden“. In Büchel werden die letzten US-Atomwaffen in Deutschland vermutet.

Der frühere badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh sagte in seiner Predigt, wer eine demokratischere Welt wolle, werde über Sicherheit und ihre zivilen und militärischen Komponenten neu nachdenken. „Die Atomwaffen haben keinen Platz darin“, betonte der evangelische Theologe. „Sie sind Waffen, die keine Grenze kennen. Sie bringen Tod und Verderben, ohne Rücksicht auf die menschlichen Opfer und die Leiden, die sie in unserer Mitwelt verursachen.“ Mit ihrer „brutalen Eindeutigkeit“ bedrohten sie menschliche Lebensräume und überschritten jeden Kipppunkt der Gewalt. „Sie vertragen sich deshalb auch nicht mit der Demokratie.“

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, nannte Atomwaffen eine „zivilisatorische Bedrohung“. Es sehe die „Gefahr einer atomaren Eskalation, gerade wenn die Kommunikation zwischen den Atommächten wie aktuell gestört ist“, schrieb er in einem Grußwort, das in Büchel verlesen wurde. Auch im Umfeld des Kriegs in der Ukraine sei der Einsatz von Atomwaffen nicht unmöglich. Es sei wichtig, „dass kirchliche Akteure auch dann warnend die Stimme erheben, wenn eine Gefahr nur als Möglichkeit am Horizont erahnt werden kann“.

Der pfälzische Oberkirchenrat Markus Jäckle betonte, die Spirale der Waffengewalt dürfe nicht immer höher geschraubt werden, ohne zu bedenken, wo dies am Ende hinführen könne. Der Fliegerhorst Büchel sei eine Mahnung, sich gemeinsam für Frieden und ein atomwaffenfreie einzusetzen, erklärte der evangelische Theologe. Beate Roggenbuck vom Netzwerk „Plattform Zivile Konfliktbearbeitung“ nannte eine Eindämmung der atomaren Bedrohung unverzichtbar. „Und hier haben die Kirchen eine besondere Verantwortung, die sie auch wahrnehmen müssen“, forderte sie.

Veranstaltet wurde der sechste Friedens-Aktionstag in dem Eifel-Ort seit 2018 von der Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“. In den vergangenen Jahren predigten unter anderen die westfälische Präses und heutige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, die frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und der katholische Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.