Kirchheimbolandener Friedenstage: Frieden ist erlernbar

Sie haben einen guten Ruf in der friedenspolitischen Szene: die Kirchheimbolander Friedenstage. Ein evangelischer Pfarrer gründete die Veranstaltungsreihe in der Nordpfalz. Ihr Preis unterstützt Initiativen für gewaltfreie Konfliktlösungen.

Kirchheimbolanden (epd). Der Kalte Krieg zwischen Ost und West wurde immer heißer, der Judenmord der Nazis noch immer verdrängt. Elmar Funk handelte: 1975 gab der evangelische Pfarrer im nordpfälzischen Kirchheimbolanden den Anstoß zur Gründung der „Kirchheimbolander Friedenstage“. Der 2018 verstorbene Theologe wollte mit einer öffentlichen Veranstaltungsreihe ein Zeichen dafür setzen, dass jeder Einzelne etwas für den Frieden in der Welt tun kann.

„Frieden ist erlernbar“ lautet das Credo der Veranstaltungsreihe, die zwischen 1. November und 10. Dezember zum 50. Mal stattfindet und die bundesweit in der friedenspolitischen Szene einen guten Ruf hat. Koordiniert von einem Arbeitskreis gestalten Friedens- und Menschenrechtsgruppen, Parteien, Kirchen, Vereine, Verbände sowie Schulen und Kitas eigenverantwortlich einen Monat lang ein hochkarätiges Programm: Es gibt unter anderem Vorträge, Gedenkveranstaltungen, Gottesdiensten, Lesungen, Musik und Exkursionen.

Überregionale Aufmerksamkeit genießt auch der Friedenstagepreis des Bündnisses: Träger waren zuletzt die Hilfsorganisation Medico international (2023), der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert und die ökumenische Telefonseelsorge Pfalz (2022) sowie die Seenotretterin Carola Rackete (2021).

Die Ortsgruppe von Amnesty International rief auf Initiative von Pfarrer Funk die Friedenstage zunächst als „Friedenswoche“ ins Leben. „Von Beginn an war das Friedensthema breit angelegt und nicht allein auf die Rüstungsproblematik reduziert“, erzählt Norbert Willenbacher, der Sprecher des Arbeitskreises. „Frieden ist nur möglich, wenn sich jeder Einzelne auch in seinem persönlichen Umfeld dafür einsetzt.“

Die „Friedenstage“ seien eine Plattform für Menschen, die sich für eine gewaltfreie Lösung globaler Herausforderungen wie Hunger, Armut und Folgen des Klimawandels einsetzten, sagt der Sprecher. Waffen müssten geächtet, Fluchtursachen beseitigt und Verteilungsgerechtigkeit zwischen armen und reichen Weltregionen geschaffen werden. „Wir brauchen eine Friedenswende“, appelliert Willenbacher.

Eine zentrale Veranstaltung der „Friedenstage“, die auch den Austausch von Kulturen und Religionen fördern wollen, ist die jährliche Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November am Standort der ehemaligen Kirchheimbolander Synagoge. Zum Abschluss wird anlässlich des „Tags der Menschenrechte“ (10. Dezember) traditionell der Friedenstagepreis verliehen. Bei rund 900 Veranstaltungen kamen dafür etwa 200.000 Euro an Spendengeldern zusammen.

Auch die christlichen Kirchen kooperierten bei den „Friedenstagen“, sagt Helga Driedger - und sie brächten dadurch die Ökumene voran. Seit vielen Jahren gestaltet die Kirchheimbolanderin mit einer Friedensgruppe der freikirchlichen Mennonitengemeinde Weierhof diese etwa mit Friedensgebeten und Schweigemärschen mit. Auch wenn die Zeiten für den Frieden schwierig seien, nähere man sich durch die Vernetzung von Menschen dem Ziel an, sagt Driedger: „Die Hoffnung trägt uns, in kleinen Schritten etwas zu verändern.“