Kirchenpräsident Jung feiert Gottesdienst mit Muslimen und Juden

Seeheim-Jugenheim (epd). Vor dem Hintergrund der Anschläge auf zwei Moscheen in Neuseeland mit zahlreichen Toten haben führende Vertreter von Christentum, Juden und Muslimen in Hessen gemeinsam zum Einsatz gegen Rassismus aufgerufen. "Wir müssen die Menschen zur Menschlichkeit bewegen, damit sie ihre Friedensverantwortung gemeinsam wahrnehmen", sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, am Sonntag in Seeheim-Jugenheim bei Darmstadt.

Zusammen mit dem Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Daniel Neumann, und dem hessischen Landesvorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, feierte er in der Seeheimer Laurentiuskirche einen Gottesdienst. Dass eine solche Feier möglich sei, zeige die gemeinsame Basis, die diese Religionen trotz aller Unterschiede hätten, sagte der Kirchenpräsident und fügte an: "Gemeinsam haben wir die Verantwortung, uns für Respekt, Frieden und Menschenwürde einzusetzen."

Neumann erklärte, Rassismus sei eines der drängenden Probleme in einer sich immer weiter spaltenden Gesellschaft. "Wir müssen uns klarmachen, dass es Unterschiede gibt, aber auch unglaublich viel, was uns eint", sagte er und verwies dabei auf Werte wie Menschlichkeit, Akzeptanz und Respekt.   "Eine Allianz der Vernünftigen in Deutschland" forderte El Yazidi. Diese müsse um die Deutungshoheit für den Glauben kämpfen, damit Religion nicht zur Rechtfertigung von Schandtaten missbraucht werden könne. Auch er betonte die Unterschiede zwischen den Religionen. "Wir sind nicht gleich. Gott hat diese Vielfalt gewollt", sagte er. "Unsere Aufgabe ist es, miteinander auszukommen."

Rassismus und Gewalt könnten im Namen Gottes niemals gerechtfertigt werden, betonte Jung. Die großen Glaubensrichtungen des Judentums, des Christentums und des Islams einige der Gedanke: "Es gibt keine Gottesliebe ohne Menschenliebe! Einander respektieren als Menschen mit Würde - das ist die Nächstenliebe des Alltags." Dies schließe zugleich unterschiedliche Positionen und Streit darüber nicht aus. Entscheidend bleibe, dass der Austausch über unterschiedliche Ansichten friedvoll geschehe. 

Der gemeinsame Gottesdienst war eine Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Das Motto lautet in diesem Jahr mit Blick auf die bevorstehende Europawahl "Europa wählt die Menschenwürde". Auch die Anschläge von Neuseeland bedeuteten einen Appell für die Europawahl, sagte Jung: "Geht wählen und wählt Menschenwürde", forderte der Kirchenpräsident auf.   

Die Wochen gegen Rassismus begannen am vergangenen Montag mit einer Veranstaltung im Münchner Rathaus. Bis zum kommenden Sonntag, 24. März, sind laut der koordinierenden Stiftung gegen Rassismus mit Sitz in Darmstadt mehr als 1.800 Veranstaltungen zwischen Rostock und München geplant.