Justitia et Pax: Kirchen können Russland-Sanktionen unterstützen

Berlin/Bonn (epd). Die Deutsche Kommission Justitia et Pax hat den Krieg in der Ukraine als Angriff auf die Grundlagen des Zusammenlebens in Europa und des Völkerrechts verurteilt. Auf ihrer Frühjahrsversammlung am Wochenende erklärte die Kommission, Russland habe einen Rubikon überschritten. Es bedürfe grundlegender politischer Reaktionen, die diesem Bruch des Völkerrechts entgegenträten.

Dabei werde es nicht zuletzt für das kirchliche Agieren darauf ankommen, den Konflikt ernsthaft anzunehmen und ihn mit strategischer Geduld und Entschiedenheit auszutragen, heißt es in der am Sonntag in Berlin und Bonn veröffentlichten Erklärung. In der akuten Situation gelte es, der Ukraine solidarisch beizustehen. Das bedeute eine Unterstützung der Flüchtenden in Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn. „Das schließt aber auch vielfältige Kontakte mit unseren Partnerinnen und Partnern in der Ukraine ein“, heißt es weiter. „Gerade die letzten Tage haben gezeigt, wie sehr die praktischen Gesten der Solidarität dort geschätzt werden.“

Das in der Lehre der Kirche bejahte und im Völkerrecht verankerte Recht auf Selbstverteidigung sei im Falle der Ukraine völlig unbestritten gegeben, befindet die Kommission. Entsprechend seien auch „klug gewählte“ Waffenlieferungen legitim, wenn nicht sogar ethisch gefordert.

Zu den Sanktionen gegen Russland erklärt die Kommission, dazu bedürfe es anhaltender Unterstützung durch die Bevölkerung. „Die Kirchen können dazu beitragen, diesen langen Atem zu erzeugen.“ Zugleich wird mit Blick auf eine Aufrüstung der deutschen Streitkräfte vor einer „situationsbedingten Überreaktion“ gewarnt, die zudem auf Kosten der Klima-, Entwicklungs- sowie Sozialpolitik gehen könnte.

Deutschland und seine Partner müssten sich außerdem energisch dafür einsetzen, die sich wegen des Kriegs anbahnende Hungerkrise in vielen Ländern im Süden abzuwenden. „Es wäre fatal, wenn wir unseren Blick auf die akute Bedrohung durch Russland verengen und damit die erforderliche Nahrungs-, Energie- und Klimapolitik schwächen würden“, mahnt die Kommission.

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wurde 1967 gegründet und versteht sich nach eigenen Angaben als Forum der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Träger von Justitia et Pax sind die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.