Gedenken an Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren

Berlin (epd). Mit zahlreichen Veranstaltungen ist am Sonntag in Berlin an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem deutschen Überfall auf Polen vor 80 Jahren erinnert worden. An einem gemeinsamen ökumenischen Gedenkgottesdienst von Christen aus Polen und Deutschland im Berliner Dom nahmen auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und seine polnische Amtskollegin, Sejmmarschallin Elzbieta Witek, teil. Am Anhalter Bahnhof hatte das Deutsche Polen-Institut zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen. Dort soll nach dem Willen einer Initiative ein Denkmal für die Opfer der deutschen Besatzung in Polen 1939 bis 1945 errichtet werden. Friedensgruppen riefen zudem am Nachmittag unter dem Motto "Kriege und Kriegstreiberei beenden" zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor auf.

"Es ist nicht selbstverständlich, was wir heute tun", sagte der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge im Berliner Dom. Dass der Gottesdienst gemeinsam mit polnischen Gästen gefeiert werden könne, sei "ein großes Geschenk, das wir heute empfangen dürfen." 

Den Gottesdienst gestaltete der Warschauer Pfarrer Piotr Gas gemeinsam mit den Dompredigern Thomas C. Müller und Petra Zimmermann. Der Berliner Rabbiner Andreas Nachama sang das jüdische Totengebet. Im Anschluss an den Gottesdienst unterzeichneten die Berliner Domgemeinde und die Warschauer St.-Trinitatis-Gemeinde eine Partnerschaftsvereinbarung. Die Warschauer Trinitatis-Kirche war zwei Wochen nach Kriegsbeginn von deutschen Bombern zerstört worden.  

Bundestagspräsident Schäuble sagte in einem Grußwort, die Deutschen seien sich der historischen Schuld und der daraus erwachsenden bleibenden Verantwortung bewusst. Er betonte die zentrale Rolle der Kirchen im Prozess der Verständigung und Versöhnung zwischen Polen und Deutschland. Glaube mache an Grenzen nicht halt. "Die Kirchen konnten deshalb einen erheblichen Anteil daran nehmen, dass Deutsche und Polen wieder zueinanderfanden", sagte der Bundestagspräsident. 

Seine polnische Amtkollegin Elzbieta Witek sagte, der 1. September sei ein besonderer Jahrestag, "ein Jahrestag, dem man nicht mit Gleichgültigkeit begegnen kann, der nicht vergessen werden darf". Diese Wahrheit gelte für Polen und Deutsche gleichermaßen. Sie sei dankbar, "dass ich heute eingeladen wurde, damit wir gemeinsam den Beginn dieser tragischen Ereignisse mit Würde gedenken können, die am 1. September 1939 ihren Anfang nahmen". 

Auch an der Gedenkfeier am Anhalter Bahnhof nahmen Schäuble und Witek teil. Mit der Feier sollte laut dem Deutschen Polen-Institut ein temporärer Gedenkort an dem leeren Platz geschaffen werden. 

Die Initiative zur Errichtung eines dauerhaften Denkmals wird unter anderem von mehr als 200 Bundestagsabgeordneten unterstützt. Bundestagspräsident Schäuble sagte, ein Denkmal als sichtbares Zeichen der Würdigung der polnischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft mitten in der deutschen Hauptstadt könne dazu beitragen, dem Bedürfnis des anderen gerecht zu werden. Sejmmarschallin Elzbieta Witek betonte, das Denkmal wäre nicht nur eine Geste der Versöhnung gegenüber Polen, sondern auch ein Projekt mit großer Bedeutung für Deutschland. Polen rechne fest damit, dass die politische Entscheidung darüber "in Kürze" gefällt werde.