Experten: Es gibt kein Patentrezept für Frieden

Hamburg (epd). Trotz internationaler Bemühungen gibt es keine Patentrezepte für die Beendigung von Kriegen und für nachhaltigen Frieden. Das geht aus einem aktuellen Bericht zur Zukunft der Friedensförderung hervor, den die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS) und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) am Mittwoch in Hamburg vorgestellt haben. Der mit 13 Expertinnen und Experten aus zehn Ländern erarbeitete Bericht verdeutlicht zudem, dass Friedensförderung ein Generationenprojekt ist, das langfristiges Engagement und eine verlässliche Finanzierung erfordert.

Die 13 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik bilden das Netzwerk „Global Expert Group on Conflict Resolution and Peacebuilding“. Sie kommen aus Konflikt- und Postkonfliktländern in Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und Nahost und forschen zu der Frage, warum viele international vermittelte Friedensprozesse im vergangenen Jahrzehnt gescheitert sind. Laut BKHS und FES betont das Netzwerk insbesondere die Rolle der Zivilbevölkerung in Friedensprozessen. Auch sei es nötig, bei aller Aufmerksamkeit für den Ukrainekrieg, Krisen und Konflikte anderswo nicht aus dem Blick zu verlieren.

Friedensförderung bedeute auch, mit Blick auf die Ukraine russische Kriegsverbrechen konsequent zu dokumentieren, damit diese Gewalttaten untersucht und strafrechtlich verfolgt werden könnten. „Erfahrungen aus anderen Kriegen zeigen uns, dass die Bestrafung von Kriegsverbrechen nicht nur Gerechtigkeit für Überlebende bringt, sondern eine abschreckende Wirkung hat und hilft, künftige Verbrechen zu verhindern“, erklärte Julia Strasheim, Expertin für Friedens- und Konfliktforschung von der BKHS.

Dass es zunehmend schwieriger werde, Frieden zu schaffen, liege nach Auffassung des Netzwerks nicht nur an geopolitischen Konflikten zwischen den Großmächten, sondern auch an Fehlern der Vergangenheit. So werde internationale Friedensförderung zu oft von internationalen Geberländern von oben herab und mit mangelndem Kontextwissen praktiziert, ohne die Betroffenen vor Ort anzuhören.

Da Kriege zunehmend in Ländern stattfänden, die von oft zusammenhängenden Krisen wie lokaler Gewalt, struktureller Ungleichheit, dem Klimawandel oder den Pandemiefolgen betroffen sind, müssten politische Entscheiderinnen und Entscheider den Angaben zufolge „ihr Silodenken in einzelnen Politikfeldern noch mehr aufbrechen und Ressourcen über Ressortgrenzen hinweg mobilisieren“. Eine Kürzung der Budgets für Friedensförderung, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sei kontraproduktiv.