EKD-Synode auf den Ulmer Spuren der Geschwister Scholl

An diesem Sonntag beginnt die EKD-Synode in Ulm. Die Delegierten befinden sich auf historischem Grund. Für die Widerstandskämpfer der "Weißen Rose" hat die Stadt an der Donau eine entscheidende Rolle gespielt.

Ulm (epd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wandelt in diesem Jahr in Ulm auch auf den Spuren der Geschwister Scholl. Denn zu ihrem feierlichen Eröffnungsgottesdienst am Sonntag (12. November) kommen die 128 Synodalen, die die gut 19 Millionen evangelische Christen in Deutschland vertreten, in der Ulmer Martin-Luther-Kirche zusammen.

In der versteckten Orgelkammer dieser zwischen 1926 und 1928 erbauten Kirche haben die jungen Widerstandskämpfer der Weißen Rose ab 1942 ihre Flugblätter gegen das Nazi-Regime geordnet und ihren Versand vorbereitet. Für diese gefährliche und mutige Untergrundtätigkeit waren Hans und Sophie Scholl von ihrem Studienort München aus immer wieder in ihre Heimatstadt Ulm gekommen. Wegen dieser früheren Nutzung der Kirche durch die „Weiße Rose“ habe sich das Synodenpräsidium auch aus „inhaltlichen Erwägungen“ heraus für diesen Ort des Eröffnungsgottesdienstes entschieden, sagte ein EKD-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In der Martin-Luther-Kirche selbst weist eine kleine Gedenkstätte im Treppenhaus auf die Geschwister Scholl und die Weiße Rose hin. Diese Gedenkstätte soll jetzt zu einem „Lernort“ ausgebaut werden. Dafür hat der Bund bereits 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, weitere Mittel will ein Förderverein durch besondere Aktionen sammeln.

Direkt neben der Kirche trägt das Hans und Sophie-Scholl-Gymnasium den Namen der jungen Widerstandskämpfer weiter, zudem beherbergt das damalige Wohnhaus der Familie Scholl in der Olgastraße am Rande der Ulmer Innenstadt eine kleine Gedenkstätte. Allerdings bietet auch das gesamte Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts noch im Jugendstil errichtet wurde, als „Ärztehaus“ öffentliche Zugänge.

Auch nach ihrem Umzug nach München blieben die Geschwister Scholl der Stadt Ulm, in der sie seit 1932 lebten, emotional eng verbunden: Das Geläut von Glocken, das in ihre Todeszelle im Münchner Gefängnis Stadelheim, der zentralen Hinrichtungsstätte der Nazis, drang, erinnerte sie an die Münster-Glocken: „Sie bewegten die Luft, und die Wellen hoben uns über die Gitter weg, hinaus in die Welt“, schrieben sie kurz vor ihrer Ermordung am 22. Februar 1943 an ihren Vater.

Das Ulmer Münster beherrscht als Kirche der Superlative bis heute das Ulmer Stadtbild. Mit einer Länge von 123 Metern und einer Höhe von 41 Metern ist es die größte protestantische Kirche in Deutschland. Der knapp 162 Meter hohe Kirchturm ist sogar der höchste weltweit und macht das Münster zu einem Touristen-Magnet: Rund eine Million Menschen besuchen jährlich die monumentale Kirche, auf einer engen Wendeltreppe kann auch die 140 Meter hohe Besucherplattform hoch auf dem Hauptturm des Münsters erstiegen werden. Wegen aufwendiger Sanierungsarbeiten im Turm ist bis auf Weiteres jedoch nur ein Aufstieg zur „Türmerstube“ in 70 Metern Höhe möglich. Aber auch im Inneren ist das Münster für mehrere Jahre eine Teilbaustelle, weil ein Stück Putz aus der Decke gebrochen war.

Bei der letzten EKD-Synode in Ulm im Jahr 2009, bei der mit Margot Käßmann zum ersten Mal eine Frau als Spitzenrepräsentantin der deutschen Protestanten gewählt wurde, fand der Eröffnungsgottesdienst noch im Münster statt. Jetzt muss Württembergs Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, der viele Jahre Dekan am Münster war, für seine Eröffnungspredigt auf die über 500 Jahre jüngere Martin-Luther-Kirche ausweichen.