EKD-Friedensbeauftragter: In unsicheren Zeiten für Frieden beten

Bonn, Magdeburg (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer, hat angesichts der aktuellen Krisen die Bedeutung von Gebeten für den Frieden betont. Nach zwei Jahren Pandemie, nach fast zwei Jahren Krieg gegen die Ukraine seien viele Sicherheiten erschüttert, erklärte der mitteldeutsche Landesbischof am Mittwoch in Bonn. Doch gerade in diese Unsicherheit hinein sei es nötig, dass für den Frieden gebetet und nach Gewissheit bei Gott gesucht werde, sagte Kramer mit Blick auf die Ökumenische Friedensdekade, die am 12. November beginnt.

Der Friedensbeauftragte kritisierte auch eine Debattenkultur, bei dem andere Meinungen abgewertet und beschimpft würden. „Dieser laute Streit im Schwarz-weiß-Modus und in der Haltung der Selbstgerechtigkeit zerrt an den Nerven und vergiftet viele Gespräche“, beklagte Kramer. Die Ökumenische Friedensdekade sei eine gute Gelegenheit, „vermeintliche Gewissheiten“ infrage zu stellen, Wege zum Frieden zu suchen und für den Frieden in unserer Gesellschaft und in der Welt zu beten.

In den Gebeten für den Frieden seien Christen mit vielen Menschen in aller Welt verbunden, unterstrich der Friedensbeauftragte. „Wir sollen als Kinder des Lichtes nüchtern und wachsam sein und in aller Finsternis und Kriegstrunkenheit vom Licht zeugen“, sagte Kramer. Waffen und Krieg seien das alte Leben, das bei Gott keine Zukunft habe. Christen werde in der Heiligen Schrift eine andere Rüstung empfohlen: der Panzer des Glaubens und der Liebe und der Helm der Hoffnung.

Die Ökumenische Friedensdekade, die in diesem Jahr vom 12. bis zum 22. November begangen wird, steht unter dem Motto „Sicher nicht - oder?“. In den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag gibt es dazu bundesweit zahlreiche Veranstaltungen. Trägerorganisationen der Friedensdekade sind die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Zudem wirken Vertreter der EKD und evangelischer Landeskirchen, evangelisch-freikirchliche und römisch-katholische Organisationen mit. Die Ökumenische Friedensdekade engagiere sich seit mehr als 40 Jahren für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung, hieß es.

Zur Ökumenischen Friedensdekade vom 12. bis 22. November bieten Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Gottesdienste, Friedensgebete, Konzerte und Vorträgen an. Das diesjährige Motto „sicher nicht - oder?“ greife dabei die aktuellen Verunsicherungen in Gesellschaft, Kirche und Politik auf, teilte die Landeskirche am Mittwoch in Erfurt mit. Kriege, Klimawandel sowie Inflationserfahrungen belasteten viele Menschen.

Zur Eröffnung am Sonntag nehme in vielen Gemeinden der Gottesdienst Bezug auf die Friedensdekade. Landesbischof Friedrich Kramer und Domprediger Jörg Uhle Wettler werden im Dom zu Magdeburg am 15. November der Frage nachgehen, welchen Kompass die Kirche in der Friedensethik habe. In der Kirche in Bad Schmiedeberg ist während der Friedensdekade eine Ausstellung zur repressiven Heimerziehung in der DDR zu sehen.

In der Eisenacher Nikolaikirche werde unter dem Motto „Die Botschaft der Versöhnung“ ein „Triptychon“ von Lothar Graap für Orgel und Sprecherin nach Worten der Heiligen Schrift und des Versöhnungsgebets von Coventry aufgeführt. Die offene Arbeit Erfurt zeige am 20. November den Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“. Der Film erzähle die Geschichte des Palästinensers Ismail Khatib, der die Organe seines von israelischen Soldaten erschossenen Sohnes an israelische Kinder spendete.