Bischof Overbeck: Ukraine hat ein Recht auf Selbstverteidigung

Münster (epd). Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sieht für die von Russland angegriffene Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung. Im Fall des russischen Angriffs auf die Ukraine handele es sich um einen Krieg zwischen einem autoritären System und einer Demokratie, sagte Overbeck, der auch katholischer Militärbischof der Bundeswehr ist, am Mittwochabend in Münster. Damit stünden auch die Werte wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit auf dem Spiel. Um sich gegen diese Anfeindungen zu wehren, bedürfe es einer wehrhaften Demokratie, sagte Overbeck in der Reihe „Domgedanken“ im Münsteraner Dom.

Aus christlicher Sicht sei jede Art militärischer Gewalt abzulehnen, aber das Recht auf Selbstverteidigung gestehe die Bibel auch Christen zu, sagte Overbeck weiter. Bei der Unterstützung der Ukraine, die das Recht auf Selbstbestimmung und damit demokratische Werte verteidige, seien auch Waffenlieferungen legitim. Es müsse jedoch immer klar sein, dass sie einem gerechten Frieden dienen müssten.

Scharfe Kritik äußerte Overbeck an der Haltung der orthodoxen Kirche Russlands und seinem Patriarchen Kyrill I., der den russischen Angriff auf die Ukraine legitimiere. „Die Christen befinden sich in einer schweren Krise“, sagte Bischof Overbeck. Er sei dennoch zuversichtlich, dass das Gute letztlich die Oberhand behalte und das Böse nicht das letzte Wort haben werde.

Zum Abschluss der Vortragsreihe, die unter dem Titel „Krieg! Und Frieden?“ steht, spricht am 6. September die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa zur Frage „Ist Frieden mit Putin möglich?“. Die russische Germanistin und Kulturwissenschaftlerin erhielt 2022 den Nobelpreis als Gründungsmitglied der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.