Berliner Bischof: Friedensethik neu betrachten

Berlin (epd). Der Berliner Bischof Christian Stäblein hält mit Blick auf den Krieg in der Ukraine eine Debatte über die Friedensethik für notwendig. „Wir schauen uns dieser Tage viel in die Augen. Wir erkennen, wie wir uns getäuscht haben“, schreibt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) in der Berliner Wochenzeitung „Die Kirche“ (Ausgabe vom 20. März). „Ich habe diesen Krieg nicht für möglich gehalten, bis zuletzt nicht“, so Stäblein.

Die Brutalität des Überfalls, die Menschenverachtung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seine Truppen nehme „die Illusion von einer Welt, wie wir sie uns wünschten“. „Wir müssen die Gewissheiten der Friedensethik neu betrachten“, fordert der Bischof. Und weiter: „Wir tun das. Aber als Erstes müssen und wollen wir helfen, für die Menschen da sein. Wie sollten wir uns sonst je wieder in die Augen schauen können?“

Es seien alte Wahrheiten, die er bei Begegnungen mit Menschen aus Kiew, Charkiw und dem Donbass neu begreife: „Wir helfen, weil wir in den Augen der anderen sehen, dass sie sind wie wir. Menschen.“ Manchmal möchte man angesichts der Nachrichten die Augen schließen, aber das wäre völlig falsch, schreibt Stäblein weiter: „Wir müssen hingucken, wir wollen da sein für die, die uns jetzt brauchen. Und wir sind da als Kirche. Ich habe es bei den Besuchen in den Kirchräumen und Gemeindesälen erlebt, die in Windeseile zu Notunterkünften umgestaltet wurden.“