Anschlag auf Feier in Kabul mit mindestens 29 Toten

Dubai/Kabul (epd). Bei einem Angriff auf eine Versammlung von Oppositionspolitikern in Kabul sind am Freitag mindestens 29 Menschen getötet worden. Wie der afghanische Sender "Tolo News" unter Berufung auf Oppositionsführer Abdullah Abdullah berichtete, wurden zudem mehr als 50 Menschen verletzt. Auch zwei Angreifer wurden den Angaben zufolge getötet. Der Angriff erfolgte wenige Tage nach dem historischen Friedensschluss zwischen den USA und den radikal-islamischen Taliban. Zudem steht die Vereidigung von Präsident Aschraf Ghani für eine zweite Amtszeit am Montag bevor.  

Unter den Gästen der Feier in Kabul waren neben Abdullah Abdullah auch der frühere Präsident Hamid Karsai und der Chef der Friedensrates, Mohammed Karim Khalili. Sie blieben laut "Tolo News" unverletzt. Die Taliban erklärten, nicht für die Tat im Westen von Kabul verantwortlich zu sein. 

"Tolo News" veröffentlichte Videos von Menschen, die in Panik Schutz vor einem Kugelhagel suchten. Kämpfer schossen von einem im Bau befindlichen Nachbargebäude in die Menge. Auch eine Rakete schlug in der Nähe des Versammlungsortes ein. Ein Sprecher von Präsident Ghani erklärte, die Regierung verurteile den Anschlag als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

In der Gegend, in der der Anschlag verübt wurde, wohnen mehrheitlich Angehörige der schiitischen Minderheit. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die sich in Afghanistan "Daesh" nennt, hat schon mehrfach schiitische Moscheen, Feste und Versammlungen angegriffen.

Am Samstag hatten die USA und die Taliban ein Friedensabkommen geschlossen. Doch kurz danach verübten die Taliban wieder Anschläge, und die US-Truppen bombardierten Stellungen der radikal-islamischen Rebellen. Die afghanische Regierung war nicht an den Verhandlungen beteiligt. Die geplante Aufnahme von Gesprächen zwischen den Taliban und der Regierung scheiterte bislang. Denn Präsident Ghani verweigert die geforderte Freilassung von 5.000 inhaftierten Taliban.

Unterdessen tobt in Afghanistan ein Machtkampf. Abdullah erkennt seine Niederlage bei der Präsidentenwahl im September nicht an und plant die Bildung einer Parallelregierung.